»Et bliev nix wie et wor« (»Nichts bleibt, wie es war«): So lautet Artikel 5 des Kölschen Grundgesetzes, eine Zusammenstellung elf mundartlicher Redewendungen aus dem Rheinland.
Das gilt auch für die Kölner Privatbrauerei Gaffel: In der bisherigen Brauerei in der Innenstadt waren die Kapazitäten erschöpft – mehr Platz musste her. Natürlich wollte die Familienbrauerei dabei weiterhin eigenständig bleiben und effizient produzieren. Deshalb machte Gaffel einen großen Schritt in Richtung Zukunft – und legte seine zwei Braustätten zu einer zusammen.
Seit 1908 braut sie ihr Gaffel-Kölsch traditionell mitten in Kölns Innenstadt, nur einen Katzensprung vom Kölner Dom entfernt. 1998 übernahm sie im Stadtteil Porz-Gremberghoven dann die Richmodis-Brauerei. Kegs und Pittermännchen werden zudem im Kölner Norden im Stadtteil Bilderstöckchen befüllt.
Doch gerade die Innenstadt-Lage brachte einige Probleme mit sich. Für Gaffel gab es deshalb nur eine logische Konsequenz: Mittelfristig die drei Standorte zu einem zusammenzuführen. Geradezu ideal bot sich dafür das Gelände der ehemaligen Richmodis-Braustätte an.
Turnkey-Lösung
Gesagt, getan. Schon 2012 begann Gaffel mit der Umzugsplanung, startete klassisch eine Ausschreibung unter den Anbietern von Brauerei-Prozesstechnik – und entschied sich am Ende für Krones. »Es war nicht unbedingt das günstigste Angebot, aber die beste technische Gesamtlösung«, sagt Reiner Radke, Geschäftsleitung Technik und Logistik, und hebt einige Punkte hervor: »Wir setzen in großem Umfang für die gesamte Produktion Doppelsitzventile von Evoguard ein. Sie sind deutlich kleiner als die des Wettbewerbs und alle Komponenten lassen sich auch ohne Spezialwerkzeug wechseln. Ähnliches gilt für die Evoguard Pumpen, die zusätzlich einen niedrigeren Energieverbrauch als vergleichbare Komponenten aufweisen. Außerdem waren unsere Mitarbeiter schon mit Krones Anlagen vertraut: Das vorhandene Richmodis-Sudhaus war von Steinecker und in der Gaffel-Braustätte am Eigelstein nutzten wir bereits das Prozessleitsystem Botec F1 mit integrierter Siemens-S7-Steuerung.«
Gaffel betraute Krones also mit einer Turnkey-Lösung, lediglich die Installation des neuen Kesselhauses nahm die Brauerei in Eigenregie vor.
Kombination aus Alt und Neu
Bereits in der Richmodis-Braustätte vorhanden
- Drei-Geräte-Sudhaus Steinecker mit
- kombinierter Maisch-Würzepfanne → umgebaut zu Vorlaufgefäß
- Läuterbottich → optimiert
- Whirlpool → optimiert - Läuterwürze-Erhitzer
- Würzekühler
- Teilweise vorhanden: CIP-Anlage im Sudhaus
Neu von Krones geliefert
- Malzanlage
- Nassschrotmühle Variomill
- Maischgefäß ShakesBeer
- Treberanlage
- Würzekochsystem Stromboli
- Hopfengabe-Anlage
- Energierückgewinnungs-System EquiTherm
- Energiespeicher
Das neue Fünf-Geräte-Sudwerk
- produziert bis zu neun Sude pro Tag mit je 320 Hektolitern Kaltwürze.
- erhöht die Jahreskapazität von 500.000 Hektolitern auf 650.000 Hektoliter.
- wird fünf Tage in der Woche rund um die Uhr betrieben.
- erzielt eine Verdampfungsrate von unter vier Prozent (früher über zehn Prozent).
35 Prozent weniger thermische Energie
Vor allem beim Thema Energieeinsparung konnte Gaffel mit dem neuen Sudhaus einige Vorteile erzielen:
- Die Entscheidung für das Energierückgewinnungs-System EquiTherm trug wesentlich dazu bei, dass die neue Gaffel-Braustätte ihren Energieverbrauch reduzierte – und zwar um rund 35 Prozent thermische Energie und etwa 30 Prozent elektrische Energie, jeweils bezogen auf einen Hektoliter. »Wir haben eine ausgeglichene Energiebilanz: Die gesamte thermische Energie, die wir produzieren, verbrauchen wir auch. Gleichzeitig war der technische Aufwand dafür überschaubar«, erklärt Reiner Radke.
- Das neue Kesselhaus trägt ebenfalls zum Energieeinsparung bei: Der frühere Dampfverbrauch von rund zehn Tonnen Dampf pro Stunde konnte fast halbiert werden.
- Gaffel kann jetzt ausschließlich das in der Regel kostengünstigere Erdgas verwenden.
- Weiterhin schlägt die zentrale CIP-Anlage beim Energieverbrauch positiv zu Buche. Mit deren Zentralisierung, getrennt nach Unfiltrat und Filtrat, konnte die Produktpalette an Reinigungs- und Desinfektionsmitteln reduziert werden.
EquiTherm ist energetisch betrachtet erste Wahl. Hinzu kommt, dass die thermische Belastung der Maische beim Aufheizvorgang gering ist.
Reiner Radke
Erweiterung des Gär- und Lagerkellers
Die Druck-, Gär- und Lagertank-Kapazitäten ließ Gaffel von Krones in einem Zuge ebenfalls erweitern. In der alten Braustätte hatte die Brauerei noch mit offener Gärung und Kräusen gearbeitet, jetzt stellt sie auf das Zwei-Tank-Gärverfahren in zylindrokonischen Tanks um. Die hohen Qualitätsstandards mussten natürlich weiterhin sichergestellt werden. Dass dies gemeistert wurde, zeigen die Geschmackstests: »Den Kunden ist der Wechsel von der alten zur neuen Braustätte gar nicht aufgefallen – sie konnten wie gewohnt den guten Geschmack von Gaffel-Kölsch genießen«, erklärt Reiner Radke. »Den Kölner Karneval 2016 belieferten wir noch von der alten Brauerei aus. Dann stellten wir dort die Produktion ein, siedelten die Filteranlage in die neue Braustätte um und begannen hier fast nahtlos mit der Produktion – ohne dabei alte Bierbestände mit neuem Bier verschneiden zu müssen.« Auch die Anlieferung der neuen Tanks lief problemlos. »Die neuen ZKTs haben eine Höhe von rund 22 Metern und einen Durchmesser von sechs Metern. Das war die maximale Größe, die wir vom Rheinufer durch Köln transportieren konnten – aber es hat funktioniert«, erläutert Reiner Radke.
Zentrale Filterhilfsmittel-Verwaltung
Für den Filterkeller lieferte Krones auch einen neuen Kieselgur-Entsorgungstank, eine Karbonisieranlage und eine Wasser-Entgasungsanlage. Die Wasseraufbereitungsanlage Hydronomic besteht aus einem Modul zur Entmanganung, einem Aktivkohlefilter und einer Umkehrosmose-Anlage. Diese verarbeiten das Wasser aus dem eigenen Tiefbrunnen. Ebenfalls zentral ließ Gaffel eine Be- und Entlüftungsanlage für die gesamte Brauerei einbauen, die eine potenzielle Schimmelbildung verhindert. Die Steuerung der gesamten Brauerei übernehmen zwei Schaltzentralen mit redundantem Krones Prozessleitsystem Botec F1. Vektorbasierende und zoomfähige grafische Oberflächen ermöglichen eine intuitive Bedienung. Jeder Mitarbeiter kann sich über Mehrfachdarstellungen die einzelnen Module zur Programmsteuerung auf einem Monitorfenster nach eigenem Belieben konfigurieren (Dashboard-Funktion).
Gute Zusammenarbeit
»Wir haben mit Krones gut und professionell zusammengearbeitet. Weil sich ein solches Projekt im Laufe der Zeit ja auch verändert, war es wichtig, dass beide Seiten bei notwendigen Anpassungen flexibel waren. Auftretende Schwierigkeiten wurden für beide Seiten zufriedenstellend gemeistert, Meinungsunterschiede fair ausgeräumt. Die Montage der Anlagen ist nach Plan termingerecht durchgeführt worden«, erklärt Reiner Radke.
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